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Gesänge, die unter die Haut gehen

Mai 4, 2017 0 comments

Mit ihrer Begeisterung für meine Wahlheimat Mallorca steckt sie einfach an. Caroline, die sich jetzt lieber Shafiya nennt, und die ich eigentlich schon aus der Schulzeit kenne und der ich zufällig vor ein paar Wochen bei einem netten Festival bei Bunyola über den Weg lief. Es gibt ja angeblich keine Zufälle im Leben. Caroline Shafiya hat sich ihr persönliches Paradies hier auf der Insel erschaffen, bietet Yoga und Musik an. Ihre Stimme geht unter die Haut, das tägliche Yoga sieht man ihrem trainierten Körper an.

Ich bin den weiten Weg von Palma nach Santanyi gefahren, sogar noch hinter Santanyi in den Naturpark Mondragó, dort hat sich Caroline ein kleines nettes Häuschen gekauft. Die Deutsche ist seit 1,5 Jahren auf Mallorca. Sie macht keine halben Sachen. Das Haus in Deutschland wurde verkauft, die Koffer gepackt und ein Neustart auf der Insel gewagt.

Wir sitzen auf ihrer Terrasse, es ist ruhig, nur ein zartes Klingeln der Windspiele ertönt. Caroline erzählt mir, wie sie jetzt darauf kam, hier zu landen.

Freiheit gegen Klassik getauscht

„Ich komme eigentlich aus der klassischen Ecke, Bachchor in Mainz, Querflöte und Klavier. Aber mir war das irgendwann zu streng, dieses Schwarz-Weiß-Angezogensein, ernste Mienen auf der Bühne.“ Aber es sollte nach dem Abi dann doch erst mal etwas Ordentliches sein. „Mein Jodeldiplom, da hat man was in der Tasche“, sagt sie und lacht laut und herzhaft. So kenne ich sie von früher. Sie studierte Wirtschaft und Chinesisch in Ludwigshafen, die Leidenschaft für das Chinesische erwachte mit 15 Jahren, als ihre Eltern sie auf eine Reise mitnahmen.

Caroline ging nach dem Studium nach China, lernte ihren damaligen Mann kennen und tauchte tief ein in die chinesische Kultur.

Ihr kleines Haus abgeschieden im Süden der Insel ist wie eine Oase. Im Garten hat sie ein großes Zelt aufgebaut. „Hier dürfen Freunde oder Bekannte übernachten“, im Haus selbst gibt es Platz für Besucher, denen sie ein Deluxe-Programm anbietet: Intensive Yogastunden, Massagen mit warmem Öl, Mantralieder und persönlich geführte Touren.

Wir gehen in den Wintergarten, der warm und hell ist. Caroline liebt Türkis und kräftige Farben, sie holt ein ganz besonderes Instrument heraus. Es sieht wie ein Kasten aus mit cremefarbenen Schiebern. Ein kleiner Blasebalg hinten erzeugt die tiefen Töne.

„Das benutze ich oft bei den Meditationen. Viele Menschen finden es leichter, sich bei einem Klang zu enspannen, als bei absoluter Stille. Wenn man sagt, jetzt einfach ruhig sein und in sich reinhören, das strengt viele Leute an.“ Bei den Gesängen darf jeder einstimmen oder kann einfach nur zuhören.

Keine halben Sachen

Nach China ging sie inzwischen mit kleinem Sohn und Mann zurück nach Deutschland, an den schönen Ammersee. „Eine ganz wichtige Station für mich“, sagt die gebürtige Rheinhessin. Dort lernte sie nach und nach die Welt der Meditation und des Yoga kennen. „Ich war früher sehr sicherheitsbedürftig, hatte viele Versicherungen abgeschlossen.“ Dieses alte Korsett hat sie jetzt abgeschüttelt und konzentriert sich voll auf das, was sie begeistert.

Oben auf ihrem Haus ist eine Terrasse. Wir gehen für eine kleine Fotosession nach oben. Der Wind zerzaust leicht ihre Haare, die grünen Felder bis hin zu den Klippen umgeben ihr Haus. Ein paar nette Nachbarn hat sie, ganz alleine fühlt sie sich nicht.

Plötzlich war der Ammersee zu klein

Im Sommer 2014 bahnte sich ein Wandel in ihrem Leben an. Nach einer Reise in der Mongolei kam ihr der Ammersee plötzlich viel zu klein vor. Freunde schlugen ihr vor, doch mal einen Abstecher nach Mallorca zu machen. Absolutes Neuland für sie. „Ich war hin und weg“, erzählt sie.

Was genau?, möchte ich wissen.

„Das Licht, die grasenden Schafe auf den noch saftigen Weiden, die Bergsilhouetten, die wie Drachen aussehen. Mallorca fühlte sich einfach gut an. Eine absolute Bauchentscheidung, die sich bisher als richtig herausgestellt hat.“

Sie kannte niemanden, konnte auch kein Wort Spanisch. „Sogar Hola war neu für mich“. Was sie wusste war: „Ich möchte Yoga und Musik anbieten.“ Alles andere hat sie vor Ort gelernt und folgte ihrem Herzen.

Jetzt bietet sie regelmäßig Yogakurse an, Einzelunterricht in ihrem Haus, Klangheilung mit Musik, Mantraliedersingen in einer Gruppe. Auch Besucher aus Deutschland kommen vermehrt und genießen die intensive Betreuung.

Poc a poc – Shafiya ist hier schon ganz mallorquinisch

Poc a poc, wie die Mallorquiner so gerne sagen. Das hat Caroline Shafiya verinnerlicht. Nur keine Hektik, keine Panik. „Es öffnet sich immer mehr, auch immer mehr Mallorquiner und Spanier kommen zu Veranstaltungen.“ Schüchternheit ist ihr absolut fremd. Sie geht in Kirchen, schnappt ihre Gitarre und fängt in den Kirchenbänken an zu singen. „Ob man das darf? Ich mache es einfach“. Sie flicht hier und da ein Halleluja ein, respektiert natürlich, wenn Menschen dort Ruhe und Besinnung suchen. Oft sind die Kirchen leer und nach und nach kommen die Leute rein, sobald sie Carolines schöne Stimme hören.

„Neulich fingen kleine Mädchen sogar an zu tanzen, drehten die Arme und hatten riesigen Spaß dabei. Das sind schöne Kontakte mit Mallorquinern.“

Und dann kommt der schönste Teil meines Besuches. Ich komme in den Genuss einer heilenden Massage. Das warme Öl fließt über meinen Körper, Caroline rollt kleine angewärmte Kugeln über meinen Rücken, über die Rückseite meiner Beine. Ich sinke in die Massagebank und genieße einfach. Es tut gut, das gute Öl zieht ein und nährt die Haut.

 

Mein Treffen mit Caroline auf dem kleinen Festival sollte wohl einfach sein. Bald werde ich mir mit einer Freundin die schönen Mantragesänge anhören und natürlich mit einstimmen. Die CD, die sie mir am Ende meines Besuchs schenkt, höre ich bei meiner Autofahrt am nächsten Tag rauf und runter. Der Stau oder die hupenden Mitfahrer, die lassen mich in meiner Tiefenentspannung der Mantragesänge von jetzt an völlig kalt.

 

Wer eintauchen möchte in ein Yogaerlebnis, ein wenig Singen oder Shafiya zuhören möchte, findet sie in ihrem Haus Ca´n Tara oder auch auf allen Social Media Kanälen.

 

 

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