AlltagsperlenHomeMorgens um halb zehn in Palma

Hilfe, das Baby schreit!

Juli 26, 2016 0 comments

 

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Das Baby. Viele, die im Sommer oder Frühling Palma besuchen, wissen, wer gemeint ist. Das Baby ist bekannt. Es quäkt, spuckt oder zetert stundenlang auf der Plaza Mayor. Sein kleines Gitterbettchen misst gerade mal einen halben Meter auf einen halben Meter. Die Milchflasche allseits griffbereit, der Schnuller liegt ebenso direkt im Bettchen.

Ich gebe zu – ich habe das Baby am Anfang gehasst. Fand es einfach nur nervig, mit seinem Getröte und Gequäke. Aber jetzt ist alles anders. Ich liebe es. Und da scheine ich nicht alleine zu sein. Das Baby versammelt immer eine riesige Menschentraube um sich. Viele knipsen es, einige mutige Kinder geben ihm die Flasche, die Netten legen etwas Geld in das Bettchen.

Ich möchte heute vor allem Bilder von ihm machen. Das Baby schaut mich nach dem 2. Foto böse an. Was? Foto und kein Geld?? Das geht gar nicht. Es zetert und meckert in meine Richtung, die Leute lachen. Ich knipse weiter. Das Baby wird noch motziger, mault und weint. Jetzt packt mich das schlechte Gewissen. Eine Münze lege ich ihm vor sein weiß geschminktes Gesicht. Chupete, chupete, quiekt es. Schnuller, Schnuller. Brav stecke ich ihm den Schnuller in den großen roten Mund. Als Dank saugt es daran und schwupps, zwickt es mich in die Wade. Ein Arm war blitzschnell unter dem Bettchen hervorgeschossen. Die Menge johlt, auch ich muss lachen.

So geht es in einer Tour weiter. Eine ganze Horde kleiner Mütter um die zehn Jahre schart sich um die Wiege. Der Schnuller wird gereicht, die Flasche gegeben. Das Baby ist glücklich.

Noch glücklicher ist es aber, wenn abends die Kasse stimmt. Diese Seite bekomme ich durch Zufall mit. Abends kommt ein drahtiger Mann in einen Laden, in dem ich gerade bin. Er leert einen Beutel Kleingeld aus und fängt an zu zählen. 50 Euro kommen zusammen, die die Verkäuferin ihm in einen Schein wechselt. Ich erkenne ihn wieder: es ist das Baby.

In Wirklichkeit ist das Baby Rumäne. Seine beiden Kinder müssen davon leben, erzählt er mir. Eins davon wartet vor der Tür des Ladens und hat kleine Fellohren – ein Hund. Das Baby hat auf jeden Fall eine Marktlücke entdeckt. Sein Gezeter hat Erfolg. Una monedita für einen Schnuller, venga!

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