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Kommt vom Weg ab, Leute!

Juli 6, 2016 0 comments

Einfach mal abbiegen, in die schmaleren, ruhigeren Gassen. Ich empfehle es euch wärmstens und möchte euch heute auf einen kleinen Spaziergang durch eins meiner Lieblingsviertel, Sa Gerreria, mitnehmen.

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Vor dem großen Ansturm auf der Calle Sindicato

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Wenn man die Hauptschlagader San Miguel oder Sindicato mutig verlässt, eröffnen sich kleine Schätze. Alteingesessene Traditionsläden, nette Cafés, ein Kinderfriseur, in dem die Kinder nicht weinen, während ihnen der Friseur mit der Schere vorm Gesicht herumfurwerkt, sondern sie freudig entspannt in einem kleinen Auto fahren und gar nicht merken, dass es hier schnipp-schnapp macht.

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Aus dem Tattooladen in der Nähe der Flexas Bar schauen immer wieder bärtige Typen raus, ihr eigenen Kunstwerke tragen sie stolz zur Schau. Ein junger Typ kommt mit Freundin vorbei. Auch er hat buntmarmorierte Arme bis nach oben, wie gemusterte Ärmel sehen sie aus. Er grüßt den Bärtigen freundlich, ist ganz begeistert von deren Arbeit, auch die Freundin nickt zustimmend – bei ihr wäre noch Platz auf der Haut, der Tatoo-Wahn hat sie noch nicht erfasst.

Hinter dem Plaza Merquat zwischen Santa Eulalia lohnt sich auch der ein oder andere Abstecher. Eine ältere Künstlerin und Goldschmiedin fertigt Schmuck, der nichts mit den üblichen Perlen von Mallorca gemein hat. Bunt aber nicht schrill, dafür mit Klasse. Sie ist zurückhaltend, was ein Foto angeht…das alles sei ihr Werk, erzählt sie stolz und steckt mir eine Visitenkarte zu.

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Der Dorfplatz, wie ihn Alteingesessene liebevoll nennen, ist der Platz vor der Santa Eulalia Kirche. Hier kann man herrlich sitzen und schauen. Wenn mal wieder ein Paar heiratet, die Freunde wie kleine Gräfinnen und Prinzessinnen mit goldenen Diademen oder güldenen Lorbeerkränzen im Haar eine rauchen oder sich schon mal etwas in Stimmung trinken, während die Braut und der Bräutigam sich noch das Ja-Wort geben, wenn das Paar danach in dem schicken grauen Oldtimer mit Blumen davonbraust oder eher alternativ in einem Renault 4 mit Sonnenblumen, er mit Hipster Bart, sie in creme, dafür wenig klassisch, sondern passend zum Auto in die Altstadt tuckern…dann schmeckt der Aperol Spritz oder der Kaffee gleich doppelt so gut.

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in der Bar Tony ist es zwischen elf und zwölf Uhr besonders trubelig – el break de las once – die kleine Pause für den Morgensnack. Hier gibt es leckere Llonguets, die besonderen Brötchen aus Palma.

Apropos Llonguet – seit dem 18. Juli, also ganz backfrisch und noch warm – gibt es in dem Viertel die Ruta del Llonguet. Was das ist? Einige ausgewählte Bäckerein oder Bars bereiten Llonguets mit Wurst, Käse, Schinken oder was das Herz begehrt zu, dazu gibts ein Getränk quasi umsonst (beides zusammen 2,50). Das Ganze soll das Palmesaner Brötchen wieder ein wenig ins Bewusstsein rücken, gleichzeitig hilft es den hiesigen Gastronomen, ihren Verkauf anzukurbeln. Wo? Diese Bars, Kneipen oder Bäcker machen mit bei der schönen Aktion.

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Ich schlendere zurück Richtung Plaza Mayor. Die Calle Colón birst mittags aus allen Nähten, die forschen Eisverkäuferinnen von Giovanni locken mit lauter Musik und viralem Marketing – nett sind sie, das muss ich sagen!

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Die steilen Stiegen zu meiner Wohnung nehme ich inzwischen gelassen hin, schließe die Tür und schaue mir das Ganze noch einmal von oben an. Die Massen auf der Calle Colón, die schönen modernistischen Häuser, die Leute vor der Pizzeria. Und denke: schön ist es hier, in Sa Gerrería.

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