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Birramisu und andere Köstlichkeiten in der Bar „Porter“

September 28, 2016 0 comments

Das Brot bleibt draußen liegen, vergessen von der Dienerin. Regentropfen fallen darauf. Es wird weicher und weicher und gerät gänzlich in Vergessenheit. Bis ein hungriger Hund daher trottet und das aufgeweichte Brot frisst. Ein paar Stunden später  torkelt dieser durch die Gassen, sein Herrchen macht sich Sorgen und denkt, er sei todkrank. Er ist betrunken – das Brot war gegoren – das erste „Weizenbier“ war geboren.

Alle lachen, als Massimo Toto diese Anekdote bei seiner Bier-Cata, der Bierprobe in der Cervecería „Porter“, in Palmas Altstadt, erzählt. Weinproben, Käseproben, ja sogar Olivenölproben kennt man. Aber Bierproben sind auf Mallorca die Ausnahme.

„Der Gaumen muss vorbereitet werden“, erklärt der Italiener, dessen Leidenschaft der gegorene Gersten- und Hopfensaft ist. Daher beginnt er bei seiner Bierprobe mit einem sanften, leichten Bier: einem Hoegaarden. Doch bevor die zehn Teilnehmer aus den großzügig gefüllten Gläsern schlürfen dürfen, lauschen sie Massimos spannenden Erklärungen. Worauf kommt es bei einem Bier an? Wie sollte ein Pils gezapft werden und was macht einen guten Schaum aus? Schauen, riechen und dann erst schmecken, das ist die Reihenfolge.

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Norditalien meets Süditalien

Biere vom Profi und feine italienische Küche

Der Bierspezialist, der seit fünf Jahren auf Mallorca lebt und in der Universidad de la birra in Italien sein Know-how erworben hat, versteht bei diesem Thema wenig Spaß. Zu groß ist seine Leidenschaft. Seit August 2016 gibt es die Bar in neuer Besetzung und neuer Location aber unter dem schon bekannten Namen „Porter“. Das Konzept wurde um leckere italienische Küche erweitert, die Bierauswahl ist gewohnt riesig. Weiterhin gilt: Hier dürfen die Gäste ihr Bier nicht selbst einschenken. Aus der Flasche trinken? Undenkbar! Dekantiert wird nur vom Meister selbst. Der Winkel muss stimmen, der letzte Schaum wird fachmännisch in der Flasche gerollt, die Flasche mit Etikett zum Gast gewendet und zum Schluss auf dem Bierdeckel platziert. Noch Fragen? Massimo erzählt gerne von den Besonderheiten der Biere. Es ist spannend, ihm dabei zuzuhören. Elena, die gelernte Köchin aus Norditalien, zaubert mit Käppi und Schürze kreative Salate, besondere Pinchos (die kleinen Häppchen auf frischem Weißbrot), leckere Nudelgerichte und die beliebte Parmiggiana, ein köstlicher Auberginen-Tomaten-Käse Auflauf, den sie dampfend in einem Tontopf serviert. Quinoa Salate mit Trauben oder Apple Crumble zum Nachtisch – sie probiert gerne verschiedene Dinge aus. Voraussetzung: Gesund und selbst gemacht.

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Pinchos einmal anders: kreativ und lecker

Dienstags kreiert sie ganz besondere Pinchos für die Ruta martiana, eine Erfindung der Stadt, bei der viele Kneipen Tapas mit Wein oder Bier zu einem Sonderpreis anbieten. Ihre Pinchos haben mit dem Einheitsbrei von Serrano-Schinken auf Weißbrot oder spanischer Tortilla nicht viel gemein. Hier gibt es köstlichen Ziegenkäse mit zarten Feigenscheiben belegt, kleine Frikadellen mit hausgemachter Soße und Datteln garniert, zum Nachtisch die Eigenkreation der beiden Italiener, in der alles zusammenkommt: Das birramisu. Mit einem dunklen Bier wird der Biskuit beträufelt, der Alkohol zieht durch, der Geschmack ist süßlich und dezent. Ich tauche den Löffel langsam in das Glas mit dem besonderen Nachtisch, lasse ihn in die Sahne sinken und genieße das feine Schokoladenpulver vermischt mit Sahne und der leicht herb-süßen Biernote. Hhhmmmm! Die kleine Glasschale ist fix ausgelöffelt.

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Heute ist Ruta. Ich bin verabredet und schaue den Leuten um mich herum ein wenig zu. In der Ecke ein Pärchen mit einem der vielen Craft-Biere. Massimo gießt gewissenhaft den Gerstensaft ein, eine Gruppe Spanier bestellt querbeet: Bier, Wein, Tapas, zurritos, die kleinen feinen Gläsergrößen für den Durst zwischendurch. Auch viele Deutsche, Engländer und andere Touristen zieht es in die Bar. Die Stimmung ist entspannt, man findet noch einen Platz, im Vergleich zu vielen anderen Bars am Dienstagabend, die langes Warten an der Bar verlangen.

Wer mittags Lust auf gesunde Salate oder hausgemachte italienische Küche hat, kann zwischen 13 und 16 Uhr das Menü für 9 Euro wählen. Darin gibt es eine Vorspeise, Hauptgericht, Getränk und Kaffee. Und der Kaffee ist einer der besten der Stadt. Auch hier versteht der aus Kalabrien stammende Massimo wenig Spaß. Eins der Geheimnisse sei die penible Wartung der Kaffeemaschine, damit der Geschmack ebenfalls top bleiben kann – und das merke ich.

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Ich greife noch zu einer Tapa. Diesmal wähle ich die Mini-Frikadellen mit Datteln, dazu ein kleines frisches Estrella de Galicia vom Fass. Wir diskutieren an unserem Tisch derweil ein wenig das Weltgeschehen, auf Spanisch mit deutschem und französischen Akzent kreativ durchmischt. Salut! Prost! A votre santé!

Öffnungszeiten

Die Bar hat Montag bis Samstag von 13.00 bis 16.00 Uhr und abends von 20.00 bis 1 Uhr geöffnet. Dienstags schließt sie um Mitternacht.

Wechselnde Kunstausstellungen und Musikevents finden ebenfalls statt. Am besten auf der facebook Seite regelmäßig vorbeischauen. Und wenn Massimo mal wieder eine seiner begehrten Bier-Proben veranstaltet, gleich zugreifen und anmelden.

Anmerkung: Das Porter hat leider geschlossen. In dem Lokal ist jetzt etwas anderes zu finden. Vielleicht auch einen Besuch wert?

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