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Durch den Zauberwald flitzen

Oktober 12, 2016 0 comments

Die Wolken sind bedrohlich. Dunkel, grau, tief. Ich schaue ein wenig skeptisch nach oben. Sollen wir noch fahren oder doch lieber einfach zu Hause bleiben, vom Balkon aus dem vielleicht bald eintretenden Regenschauer genüsslich zuschauen?

Nein! Ich muss raus. Ich muss mich bewegen! Und endlich soll das Rennrad auch mal ein bisschen Auslauf bekommen. Die Reifen sind bis zum Bersten aufgepumpt und es kann losgehen. Helm mitnehmen, was zu trinken, mehr nicht. Wir fahren zu zweit los, das Tempo wird sportlich sein, ahne ich schon. Mein Begleiter verwechselt sein Fahrrad gerne mit einer kleinen Rennmaschine, seine Beine haben gefühlt die 4-fache Kraft von meinen.

Wohin? Wir studieren die Karte. Bis man an einem schönen Fleckchen ist, muss man entweder erst mal durch den Stadtverkehr oder nimmt am besten direkt den Zug und fährt ein Stückchen. Wir wählen die Strecke Palma bis Puigpunyent. Nur 16 Km und man ist schnell aus der Stadt raus, die Strecke ist relativ ruhig und führt durch schönen Wald und Hügel mit Ausblicken auf den Berg Galatzó.

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Mandeln links und rechts

Wir fahren los. Plitsch, platsch, die ersten Tropfen fallen. Nein! Ich will jetzt aber raus…wir fahren stur weiter, ignorieren die Wolken und siehe da, der Regen besinnt sich eines besseren und zieht sich zurück. Vorbei an einer Westernstadt anmutenden verwaisten (?) Grube kurz hinter Palma. Jedes Mal wenn ich hier vorbei komme, denke ich, man müsste hier mal ein Fotoshooting machen. Die Förderkräne, die tiefe Grube – ein wenig verlassen und morbide wirkt es. Es geht bergab bis zur Abzweigung Richtung Establiments. Wir lassen die Räder schön rollen, die Kurven sind weit genug, dass wir die Bremsen einfach vergessen können. Herrlich!

Schafe links und rechts, Blick auf Establiments, idyllische Landschaft. Später wird es dichter, der Wald bekommt etwas märchenhaftes. Es hat die letzten Tage ordentlich geregnet, dicke Tropfen hängen noch an den Ästen, der Wald ist saftig und grün, dicht und ein wenig zugewachsen. Pilze gibt es hier sicherlich auch, denke ich mir…Aber heute wird nicht abgestiegen, es werden keine Pilze gesucht, sondern einfach mal ordentlich in die Pedale getreten. Es geht leicht und ständig bergauf. Ich merke das zunächst nicht. Noch eine Biegung – da ist der, der Galatzó, einer der höchsten Berge der Insel. Heute umhüllen Wolken seinen Gipfel. „Schau mal“, ruft mein Begleiter! „Ist das nicht wunderschön!“ Ja, das ist es. Es ist wenig Verkehr, wir können stellenweise nebeneinander fahren, aber da hier jeder sein persönliches kleines Rennen fahren möchte, ist die eigene Fahrrinne doch besser. Nach gefühlt kurzer Zeit erscheint das Dorf Puigpunyent. Wir nehmen eine kleinen Feldweg rechts vor dem Ortseingang und umrunden so den Ort. Feigen hängen noch an den Bäumen, Kakis gibt es auch, Mandeln sowieso…ich bin versucht, doch kurz vom Sattel zu steigen. Die Brombeeren sind leider alle längst vertrocknet.

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Trompetenblumen in Puigpunyent

Wir kehren ein, trinken das Bierchen und die kleine Portion Kartoffelsalat ist im Nu verschlungen. Eier und Gemüse direkt vom Hof möchten wir gerne auch noch kaufen, doch heute ist Sonntag und der Laden ist leider geschlossen. „Und jetzt fahren wir runter nach Palma“, meint mein Freund. „Runter?“ „Na klar, was meinst du, warum Puigpunyent Puig heißt?“ Puig bedeutet auf Mallorquinisch Berg. Ich gehe kurz in mich. Sollte ich ihm am Ende Recht geben? Als wir zurückfahren merke ich, dass ich es wohl tun muss. Das Rad rollt, ich kann entspannt im höchsten Gang bleiben und habe das Gefühl, wirklich zu flitzen. Es ist genial, wir überholen uns im Wechsel gegenseitig, spornen uns an. Es geht gut in die Beine, für den Wald und die verwunschenen Bäume habe ich jetzt keinen Blick mehr, ich schaue lieber konzentriert auf die Straße.

Der Regen hat uns diesmal verschont, die Beine sind müde, der Hunger groß, als wir in Palma ankommen. So ein Kurztrip ohne viel Vorbereitung ist genial. Ich empfehle es euch!!

 

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