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Schwebend über Palma kochen

März 8, 2017 0 comments

Ich irre ein wenig an der alten Hafenmole herum. Hier muss es irgendwo sein, der Treffpunkt für das Kochevent, hoch über dem Hafen von Palma. Ich habe einen Platz auf der Gästeliste ergattert und bin schon sehr gespannt. Bora, benannt nach dem schnellen Wind, verspricht uns, das Kochprinzip zu revolutionieren. Abzugshauben seien kalter Kaffee und Schnee von gestern.

Ich treffe zufällig einen Bekannten. Fabián ist in der Küchenindustrie aktiv, er kennt sich bestens aus mit Küchensystemen und findet die Ideen der Firma spannend. Schließlich sehen wir den Kran, wie er bereits mit der gläserenen Gondel über dem Hafen schwebt. Alle 45 Minuten geht ein Hub mit zirka 15 Menschen nach oben. Dort wird in schwindelnder Höhe gekocht, natürlich auf den hauseigenen Systemen.

„Ich dachte, auch der Boden sei aus Glas“, meint Fabián ein wenig entäuscht. Ich finde es ganz in Ordnung, das der Boden der Gondel aus blickdichtem Material ist. Das gläserne Gehäuse der Gondel wird uns auch so noch ordentlich zu schaffen machen – denn heute scheint die Sonne mit voller Kraft und nicht nur das Essen wird in der Pfanne brutzeln. Zuerst gibt es Wasser, Wein und bayrisches Bier – auf der Erde. Wir trinken uns mit Wasser Mut zu, filmen die Gondel, fachsimpeln über Abzugshauben und hygienisches Kochen und freuen uns auf den kleinen Ausflug in die Luft.

Es geht los. Unser Hub ist bis zum Bersten gefüllt, wir sind 23 Menschen, die auf den Plätzen am Rand der Gondel platz nehmen. In der Mitte die Kochplatten mit Gläsern, unser Showkoch wird uns dort oben Angus-Rind mit asiatischem Gemüse kredenzen. Ich drehe den Kopf und schaue runter – huch, wir sind ja schon am Abheben. Das ging so lautlos vonstatten, dass ich es gar nicht bemerkt habe. Die Schiffsmasten entschwinden, die Kathedrale wird kleiner und das Gebirge taucht hinten auf.

Aber wir sind ja nicht nur zum Spaß hier. Jetzt heißt es zuhören, und ein wenig den Erklärungen zur neuen Technologie lauschen.

Ich koche gerne. Mein Traum ist eine Küche mit großen, leicht abwischbaren Arbeitsflächen und viel, viel Platz. Ein schickes Dunstabzugs-System wäre natürlich das I-Tüpfelchen oder Sahnehäubchen, da hätte ich gar nichts gegen einzuwenden. Bisher komme ich mit einer Abzugshaube klar, die aussieht, als hätte die Urgroßmutter meiner Vermieterin damit schon hantiert.

Die „Windtechnologie“ verspricht folgendes: Mit einem kräftigen Sog auf Topfhöhe, eingelassen in die Ceran- oder Gasarmaturen, werden die Dünste direkt aufgesaugt, bevor sie überhaupt nach oben aufsteigen können und sich im Raum verbreiten. Das macht Sinn, denke ich. Und wir sehen wirklich, wie der Dampf direkt horizontal in den Abzug zischt. Abwaschfreundlich sei es auch, erklärt uns der Experte. Rausnhemen, Spülmaschine, fertig.

Induktion, Ceran oder Gas – alles ist möglich

Induktion ist inzwischen selbstverständlich, aber es funktioniere auch mit Ceran und Gas. Allerdings müsse es die firmeneigene Technik sein, nur diese sei mit den Abzugshauben kompatibel. Fabián ist angetan. Er wird dieses System den Kunden sicherlich näherbringen, meint er. Ich habe auch nichts gegen wohlriechende Küchen nach dem Kochen.

Das gebratene Angusrind in den kleinen Bastschiffchen schmeckt lecker. Der Weißwein in der warmen Gondel gibt mir das nötige Etwas, um mich berauscht zu fühlen. Palma liegt unter uns, die Sonne scheint. Ich schaue nach draußen und merke, dass wir uns schon wieder der Erde nähern. Schade. Es war so schön dort oben.

Die Idee des Showcookings war genial. Ich werde wohl noch ein wenig mit meiner Küche Marke Uralt klarkommen müssen, aber träumen von kräftigen Polarwinden, die für sauberes Kochen sorgen, das werde ich ja wohl noch dürfen. Hier oben, in meiner Gondel. Über dem Hafen von Palma.

Hier ist noch ein kleiner Film vom Event: Video: Über Palma schweben

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