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Westernambiente oben auf dem Berg

Juni 28, 2016 0 comments

Wäre dies ein Western, würde jetzt entweder jemand „Spiel mir das Lied vom Tod“ auf der Mundharmonika blasen oder zumindest ein Grasbüschel über die heiße Steppe wehen. Dies ist aber kein Western. Dies ist die mallorquinische Einsamkeit, die Entschleunigung pur, hoch oben auf dem Berg über Alaró. Wir haben uns die steilen Kehren den Berg hochgearbeitet. Bei jeder Kurve brav gehupt, aber in der Mittagszeit kommt uns niemand entgegen. Die sind wohl alle unten im Dorf und bereiten sich auf das Fest am Abend vor. Die Schlaglöcher lassen den kleinen Fiat hüpfen, im ersten Gang schnauft das Auto sich langsam nach oben.

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Kehre um Kehre im 1. Gang

Oben liegt sie, die Traditionsgastwirtschaft Es Verger, hier gibt es Lamm in Hülle und Fülle. Die Tiere laufen uns schon entgegen, als wir einbiegen. Es ist Siesta-Zeit. Wir setzen uns nach draußen, unter das Dach in den Schatten. Eine Flasche angebrochener Es Verger Rotwein steht auf dem Tisch, Oliven, Servietten. Ein kühles Bier und Lammkottlets für mich. Wir sind nicht ganz alleine. Drei Senioren halten hier Wacht. Eine ältere Dame in der Ecke nickt immer wieder über der Zeitschrift ein. Ihr Kopf sinkt nach unten, die Locken fallen. Das Ehepaar am Nachbartisch scheint auch die Hitze zu überbrücken. Er liest, schließt die Augen, liest weiter, blättert um. Sie schaut. Malt mit ihrem Blick Bilder in die Luft, denkt, sinniert…

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Die Zeit steht still

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Der Wirt nähert sich, behäbiges Tempo, kein Lächeln, ich bestelle, „das wird ein paar Minuten dauern“, sagt er. Wir warten, verfallen langsam ebenfalls in die träge Mittagsruhe, der Restwein wird probiert und macht den Kopf schwer. Die Kottlets kommen mit Salat und Pommes. Immer noch kein Lächeln. Nach dem Essen tue ich es den älteren Herrschaften gleich und ruhe mich aus. Füße hoch, ein Nickerchen. Die Schafe blöken im Hintergrund. Nach ein paar kurzen Träumen wache ich auf. Wo bin ich? Blauer Himmel nach oben, Schafe im Hintergrund. Ach ja…der Wilde Westen…der Espresso tut gut. Wir sitzen in einer Runde. Rechts der Senior im gestreiften Hemd, daneben der Wirt, der sich auch ein kurzes Päuschen gönnt. Lächeln tut er jetzt zwar immer noch nicht, aber den Espresso hat er mir extra hinterhergetragen, sein Kumpel bringt uns einen Tisch heran. Kümmern auf bruddelig-mallorquinisch. Wir schweigen, schauen, sinnieren. Die Schafe blöken. Die Berge thronen hinter uns, die kleine Festungsruine hängt steil am Berg. Die vom Wind aufgescheuchten Grasbüschel könnten jetzt wirklich mal langsam hier vorbei wehen.

 

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Unten im Dorf angekommen machen sich die ersten auf zum Fest im alten Ortskern. Die Damen mit sorgfältig toupierten Haaren, feinen Kleidern. Die Cossier-Truppe sitzt in einer Bar draußen. Eine Gruppe junger Teeniemädchen bestellt Pizza auf dem Dorfplatz. Die langen Haar werfen sie durch die Luft, einige sind schon kräftig geschminkt. Drei Jungs trauen sich, einen Tisch näher heran zu rücken. Wir warten auf die Grasbüschel.

So kommt man hin…

Das sagen die anderen…

 

 

 

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