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Nia Tanz bei Vollmond

September 17, 2016 0 comments

Irgendwann hatte ich keine gute Ausrede mehr, heute nicht einfach mal vorbei zu schauen. Ich muss ja nicht den Urschrei in der ersten Reihe mitmachen, wenn ich mich dabei nicht ganz „bei mir“ fühle. Und falls ich mich ganz ausklinken wollte, könnte ich immer noch ne Runde schwimmen gehen. So mein Plan. Ich hatte von den Nia-Vollmond-Veranstaltungen über eine Freundin erfahren. Nia, noch nie bis dahin gehört. Die Fotos, die ich mir anschaue, zeigten Frauen in Weiß, einige mit bunten Tüchern, alle sahen recht beglückt aus. Etwas gute  Laune schadet nie, denke ich mir, als ich nach Illetas an den kleinen Strand neben dem Militärcamp fahre.

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Als ich ankomme, sind die meisten schon da, einige andere Leute liegen noch entspannt am Strand rum. Die Nia-Frauen und die wenigen Nia-Männer lässt das inzwischen kalt. Zaungäste gehören dazu. Im Sommer sei das viel extremer, erzählt mir ein Teilnehmer. Der Strand sei häufig noch gut besucht, richtig nett werde es, wenn die Kinder sich dann spontan in den Nia-Tanz einklinken und mitmachen.

Tanzend bei Abendrot. Gibt es etwas Schöneres?

Wir stellen uns alle in mehreren Reihen auf, Blick zum Meer, der Himmel ist heute spektakulär mit Wolkenfetzen, rötlichem Licht, der angekündigte Vollmond ist noch nicht zu sehen. Die beiden Nia-Instruktorinnen Bettina und Erika wechseln sich ab, jede hat ihren eigenen Stil. Ein wenig Philosophie ist mit dabei, heute ist das Thema „Love“ dran. Wir sollen sie fühlen, die Liebe, zu uns, zur Mutter Erde, zur Luft…uns erden, die Füße in den Sand sinken lasssen. Die Wellen rauschen im Hintergrund, ich bekomme einige der guten Wünsche akkustisch nicht ganz mit, lasse mich davon nicht stören. Versuche einfach mitzumachen und folge Bettina bei ihren Bewegungen. Die Arme schwingen, leicht  in die Kniee gehen, zwischendurch kräftige Bewegungen begleitet mit Atemführung, wer mag darf dabei laut rufen. Die meisten lassen sich das nicht zweimal sagen. Meine Rufe werden von den Wellen geschluckt – oder waren sie einfach noch zu zaghaft? Nia-Tänzerin wird man schließlich nicht auf einen Schlag!

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Während wir die Energie bündeln, schaut das Brautpaar verliebt auf die Wellen.

Nia ist eine Mischung aus Bewegungen aus Tai Chi, Yoga, Mediation, Kampfsport – kurz, es wechselt langsame Bewegungen mit kräftigen ab, dabei baut sich die dynamische und anspruchsvollere Bewegung während einer Stunde langsam auf und auch wieder ab. Das Cool-Down am Ende lässt den Körper zur Ruhe kommen, den Kopf ebenso.

Was ich merke: es tut gut. Die Bewegungen sind mal kräftig, mal langsam, mal bewusst dann wieder etwas wilder. Das war nötig, denke ich. Das viele Sitzen am Schreibtisch, ich fühle mich noch ganz eingerostet, aber ein wenig positive Nia-Energie kriecht in mir hoch. Das fantastische Ambiente trägt natürlich dazu bei. Am Wasser und der frischen Luft Sport zu machen – es gibt nichts Besseres.

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Trash the dress während wir stampfen, rütteln und uns erden

Meine innere Einkehr wird zwischendurch von einem Brautpaar abgelenkt, das für sein post-Wedding Fotoshoot an den Strand gekommen ist. Der Fotograf mit der riesen Kamera hat auf seinem T-Shirt „Fotógrafo“ stehen, für den Fall der Fälle, man könne ihn sonst verwechseln – mit dem Bräutigam? Die beiden steigen ins Wasser, blicken auf den Horizont, die kleinen Yachten dümpeln im Hintergrund. Dann hebt er sie aus dem Wasser, ein wenig Titanic-Style. Ich male mir aus, wie die Bilder werden, während ich imaginär Energie ausschütte, die Schultern rüttele, den Brustkorb vibrieren lasse und versuche, die Hüften zu schwingen. Was die Jungs im Sand hinter uns über uns denken, das blende ich erfolgreich aus. Erste Erfolgsschritte als Nia-Tänzerin, notiere ich befriedigt. „Was die anderen denken, soll mir egal sein.“ Regel Nummer eins.

Nach einer Stunde bin ich warm, meine Muskeln sind gut aufgelockert und ich erwarte Muskelkater am nächsten Tag. Es hat Spaß gemacht und beim Impro-Tanz bin ich auch ein wenig improvisierend durch den Sand gestiefelt…

Zum Schluss Wein, Häppchen und Vollmond satt!

Jetzt kommt der Vollmond richtig raus hinter den Wolken. Bettina und die anderen holen Kerzen, Wein und Snacks heraus, breiten Decken auf den Steinplatten im Windschatten aus. Es wird viel gelacht, getrunken, ich lerne nette Leute kennen mit spannenden Ansichten und Lebensformen. Gut war es, heute den inneren Schweinehund zu überwinden  und herzukommen!

Vielen Dank an Rudolf Lenz (bzw. in seinem Auftrag) für die schönen Fotos.

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