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Teilen wir uns dann die Millionen?

Dezember 22, 2016 0 comments

Auch wenn laut einem Freund die Statistik klar dagegen spricht, ich bin jetzt einfach mal ein wenig spanisch-emotional und habe mir ein Los der spanischen Weihnachtslotterie gekauft. Und nicht nur eins für mich, beziehungweise ein sogenanntes Zehntel-Los, ein décimo, sondern auch noch gleich eins für zwei Freundinnen mitbesorgt. Eine wird es an ihren Ehemann weitergeben, die andere möchte die Millionen, die dann natürlich am 22. Dezember auf sie einprasseln, lieber alleine verpulvern.

Was ich mit dem Geldregen anstelle, überlege ich mir in den nächsten Tagen in Ruhe. Vielleicht eine gescheite Heizung in der Wohnung einbauen lassen oder doch lieber vernünftig anlegen, vielleicht ein eigenes Häuschen, eine kleine Finca mit Meerblick. Oja, ich bekomme Lust am Rumspinnen…Was aber viel wahrscheinlicher ist, dass wir erst einmal alle einen zünftigen Rechtsstreit ausfechten werden. Und zwar aus folgendem Grund: Ich habe die Lose gekauft, Geld habe ich von beiden bisher noch nicht gesehen. Ein spanischer Freund meinte, „auf jeden Fall musst du das Geld VOR der Ziehung auf deinem Konto haben, denn sonst gehört das Lost ja eigentlich dir.“ Da brachte er uns überhaupt erst auf Ideen. Darauf, dass das Probleme bereiten könnte, im Falle eines Großgewinns, waren wir grundehrlichen und vielleicht auch ein wenig naiven deutschen Frauen nicht gekommen.

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Wird das meine Glückszahl?

Gestern war dann der große Loskauftag. Ich bin zu einer der ofizillen Annahmestellen der Lotería nacional gegangen und habe fein ausgezählt 60 Euro durch die Glasscheibe gereicht. „Möchtest du drei Lose der gleichen Reihe oder lieber bunt gemischt?“, fragte mich die Frau. Ich hielt kurz inne – wo wären die Chancen größer? Schnell überschlug ich innerlich die mathematischen Chancen, rechnete es mir aus und kam zu dem Ergebnis, dass wir alle mehr davon hätten, wenn ich bunt wähle.

Ich bekam also drei Lose mit völlig unterschiedlichen Nummern, steckte sie ungesehen ein und fuhr nach Hause. Dort legte ich die drei Lose, ich kam mir ein wenig vor wie Charly bei Charly und die Schokoladenfabrik, wo der arme Charly das wertvolle Goldene Los sucht…ich legte die Lose also mit der Nummer nach unten auf den Tisch, mischte kurz durch, beschriftete sie mit dem jeweiligen Kürzel der zukünftigen Millionärin und lichtete die Fotos dann ab. Per Whatsapp gingen die Lose an ihre Besitzerinnen in Deutschland.

Und ich? Ich habe das Gewinnerlos, werde morgen glücklich den Gordo, den Dicken, wie die Spanier den Hauptgewinnen nennen, in Empfang nehmen. Ist ja klar. Morgen werde ich einschalten, wenn die zarten Kinderstimmen MEINE Nummer laut und klar posaunen. Dann werde ich mit Tränen in den Augen die anderen beiden anrufen und sie ein wenig an meinem Glück teilhaben lassen. Und dann, ja dann, werde ich mir wirklich gut überlegen, was ich damit anstelle…

Aber vielleicht irre ich mich auch, vielleicht waren meine mathematischen Fähigkeiten nicht gut genug und am Ende gewinnt die Berliner Freundin oder die Frankfurterin? Was machen wir dann, denn das Geld wird definitiv bis dahin noch nicht bei mir gelandet sein. Ich google jetzt vorsichtshalber schon einmal nach guten Rechtsanwälten, die ich mir dann ja von MEINEM Geld leisten kann. Aber vielleicht sind sie dann so grundehrlich und geben mir 1% des Gewinns ab. Damit kann ich mir immerhin einen leckeren Turron, guten Wein und ein köstliches Abendessen kaufen und habe den Loseinsatz wieder drin. Vielleicht lachen wir alle drei einfach nur drüber, freuen uns mit dem wirklichen Gewinner und haben das gemacht, weswegen die meisten Spanier sich jährlich ein Los kaufen – an dem Gesamthappening teilgenommen, mit Hoffen, Bangen und vielleicht Freuen.

 

Übrigens, wer wissen will, wie das mit der spanischen Weihnachtslotterie eigentlich funktioniert, findet hier die Anleitung, auch für Spieler aus dem Ausland.

 

 

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